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26 Jahre unterwegs in Peru - Geschichte einer Auswanderung

IATROS- Verlag 2007    www.iatros-verlag.de

Kurzbeschreibung: 

Das Buch beschreibt die Geschichte der Auswanderung eines jungen deutschen Paares vom Verlassen Deutschlands im Jahr 1973 bis zur Rückkehr als Familie aus Südamerika nach 26 Jahren.

Christine und Kurt Rosenthal sind Maler und Filmemacher. Das Buch erzählt von ihrem Leben und der Arbeit in diesem fremden Kontinent, in dem unzählige Abenteuer - besonders bei Filmreisen - erlebt wurden. Die Auswanderer lebten und arbeiteten vor allem in Peru, das ihnen zur zweiten Heimat wurde.

Der Leser lernt faszinierende Menschen und Landschaften kennen und nimmt unmittelbar teil an historischen Ereignissen, politischen Umstürzen, persönlichen Schicksalsschlägen, an einem intensiv gelebten Leben und an einer reichen, fremden Kultur und Geschichte, die dennoch Teil einer Welt ist.

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

-        Der Entschluß  1972

-        Der Staatsstreich  11. September 1973

-        Die große Reise  im Kleinwagen durch die Wüste und die Anden. 1973

-        Der Aufstand  1975

-        Die Hungrigen Hunde  eine Romanverfilmung. 1975

-        Felix und andere Haustiere  ab 1974

-         Huancayo, Grabräuber und die Tumi-Bande  1974, 1977

-         Maria Reiche und das Geheimnis der Wüste  die Nazca-Linien, ab 1975

-         Kein Herz für Tiere  1975

-         Froilan Monzon  ein Curandero aus dem Norden heilt Kurts Knie. 1976

-         Chaparro zahlt immer   Episoden-Spielfilm für die peruanischen Kinos. 1977

-         Viel Kaffee für eine Machete  1977

-         Antennen für neue Arzneien  1977

-         Ein Film über die Fußball - Weltmeisterschaft in Argentinien während der Militärdiktatur  1978

-         Hitler  1978

-         Die Brücke aus Gras  1979

-         Florians Adoption  1979

-         Die Rache des Indio  1979

-         Goldfieber am Muttergottesfluss 1981

-         El Senor de los Milagros  der Herr der Wunder 1981

-         Nachruf auf Koos Koster  ermordet mit seinem Filmteam in El Salvador im März 1982

-         Coca ist nicht Kokain  1982

-         Agustin Rivas, Visionär, Künstler und Schamane  ab 1983

-         Wenn die Madres kommen  1987  

-         Atemnot - eine gefährliche Pressekonferenz 1988

-         Der Schriftsteller als Messias  ein Film über den Schriftsteller Mario Vargas Llosa alsPräsidentschaftskandidat                                                                      in Peru. 1989                                                

-         Ausflug mit Plünderung  1990

-         Traditionelle Medizin der Indianer in Mexiko, Peru, Bolivien, Chile  Eine Film-Serie für die Deutsche Welle 1990-1993   

-         Traditionelle Medizin in Lateinamerika  die Mapuche / Chile.

-         Traditionelle Medizin in Lateinamerika  Las Huaringas, die heiligen Seen in denAnden Perus.-                

-         Traditionelle Medizin in Lateinamerika  die Guarani im Tiefland Boliviens.

-         Fujimori versus Neonazis  1992

-         Ein Film über Naturschutzgebiete in Peru  1993

-         Taquile, Insel im Titicacasee  ein Film über fairen Handel mit Kunsthandwerk 1996

-         Die Besetzung der Japanischen Botschaft in Lima durch den MRTA  (Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru) 1996

-         Ostern  1988, 1992

-         Leukämie 1.   Die Diagnose 1997

-         Leukämie 2.   Leben im Krebskrankenhaus 1997, 1998

-         Leukämie 3.   Blutnotstand  1997

-         Leukämie 4.   Wie es weiter ging 1997,1998

-         Die Rückkehr   ab 1998

-         Florian findet seine Mutter in Peru   Dezember 2006, Juni 2007

 

 

Vorwort 

1973 gingen wir nach Südamerika, „weil Hamburg nicht alles gewesen sein konnte“. Reich zu werden, war nicht unser Ziel. In Hamburg hatten wir eine kleine Filmfirma und die staatliche Filmförderung und die Festivals waren unseren Filmen wohlgesonnen. Wir waren jung und kinderlos und es ging uns nicht schlecht.

Ein dreimonatiger Winteraufenthalt in Spanien ließ das Fernweh so stark werden, dass wir uns entschlossen, Deutschland zu verlassen. „Südamerika“ hieß der Magnet, der uns anzog. Wir gingen zunächst nach Chile, dann nach Peru. Das, was viele sich immer wieder heimlich wünschen, haben wir, ganz ohne Netz, einfach gemacht. 1999 kehrten wir - mit zwei großen Söhnen, fünfzehn und neunzehn Jahre alt - nach Deutschland zurück. Wir zogen erst nach Berlin, „denn die Stadt ist im Aufbruch“, ein Jahr später nach Mainz.

Durch unsere Arbeit als Filmemacher lernten wir in den sechsundzwanzig Jahren viele Länder des Kontinents kennen. Ganz Lateinamerika, seine Menschen und Landschaften, aber besonders das surrealistische Peru, faszinierte uns von Anfang an. Peru ist ein Schmelztiegel aller Rassen. Hier haben sich nach der spanischen Eroberung in vielen Regionen über die Jahrhunderte die Traditionen der Vorfahren erhalten und integrierten neue Einflüsse. Unser Interesse galt in unseren Filmen und Bildern vor allem der einheimischen Bevölkerung,  ihrer Lebensumstände, ihrer Geschichte und ihrer Kultur. Wir filmten Präsidenten, Schamanen und Schuhputzer und schlossen Freundschaften über alle sozialen Schranken hinweg. Indianische Bauern, Goldwäscher, reiche und arme Geschäftsleute, Politiker, Kunsthandwerker, Diplomaten, Studenten, Nonnen, aber vor allem Filmemacher, Maler, Schriftsteller und Musiker zählten zu unseren Freunden. Wir lernten Menschen kennen, die ihr Leben für andere gaben, und solche, die es anderen nahmen.

Wir erlebten - und machten Filme über - Staatsstreiche und Militärregierungen, Erdbeben und Cholera, die katastrophalen Auswirkungen des Niño-Stroms, Hyperinflation und Dauerwirtschaftskrise, den Grenzkrieg mit Ecuador, Terrorismus, Bürgerkrieg und die Besetzung der Japanischen Botschaft in Lima durch die Terroristen des MRTA.

Viele unserer Freunde leben nicht mehr. Einige kamen gewaltsam um, wie unser holländischer Kollege Koos Koster und sein ganzes Filmteam, das 1982 in El Salvador von den Militärs ermordet wurde.

Unser Leben wurde immer vom Filmemachen bestimmt und deshalb sind unsere Filme ein guter Leitfaden, wenn wir rückblickend versuchen, unser Leben ein wenig zu ordnen, um es anderen zu erzählen. Viele der über einhundert Filme sind Dokumentarfilme für das deutsche Fernsehen, aber Spielfilm, Kinderfilm, Trickfilm, Nachrichtenbeiträge und Filme für Entwicklungshilfe-Institutionen sind auch dabei. Im Laufe der Zeit erhielten wir zwanzig internationale Preise, Prämien und sonstige Anerkennungen für unsere Arbeiten.

Nacheinander haben wir insgesamt neun Jahre an der Fakultät für Kommunikationswissenschaften der Universidad de Lima ein deutsch-peruanisches Regierungs-Projekt geleitet und zugleich in der dortigen Filmklasse unterrichtet.

Wir sind auch Maler und haben etwa dreißigmal ausgestellt. Wir haben beide an Kunsthochschulen Graphik-Design, Malerei und Film studiert. Unsere Filme machen wir immer gemeinsam, aber unsere Malerei ist sehr verschieden. Die Themen oder Eindrücke der Filme kann man in der Malerei oft wiederfinden. Nach unserem Film „Die Brücke aus Gras“ schrieben und zeichneten wir ein Kinderbuch mit gleichnamigem Titel, das in sechs Sprachen herauskam und auch heute noch in Peru und in Deutschland, zusammen mit dem Film, als Unterrichtsmaterial an Schulen eingesetzt wird.

Seit 1990 wurden die Filmaufträge aus Deutschland spärlicher. Wir produzierten mehrere Jahre Postkarten mit unseren Motiven, bedruckten T-Shirts, eröffneten einen kleinen Laden...das alles meist mit Verlust. Wir waren keine guten Geschäftsleute und außerdem geriet Peru immer tiefer in die Krise. Die Zeit der Terrorgruppe des Leuchtenden Pfad erlebten wir von Anfang bis Ende mit. Unser Leben - und das aller Menschen in Peru - war stark eingeschränkt und gefährdet. Wir waren zur Zeit des Staatsstreichs in Chile und erlebten einen weiteren in Peru. Fünf verschiedene Präsidenten sahen wir mit Glanz und Gloria kommen und mit Schimpf und Schande gehen. Wir hatten mehrfach Gelegenheit, die beiden letzten Staatschefs für unsere Filme zu interviewen.

Als 1997 unser damals siebzehnjähriger peruanischer Adoptivsohn Florian an Leukämie erkrankte, drehte sich für uns die Welt noch etwas schneller als sonst. Nach einigen traumatischen Monaten wurde Florian aus dem Krebshospital entlassen und ambulant weiterbehandelt. Die Solidarität vieler Peruaner, unserer Freunde und Kollegen war beispielhaft. Sie kannten und schätzten unsere Arbeit in Malerei und Film und so setzten sie große Hilfsaktionen in Bewegung. Wir bekamen mehr Blutspender als wir brauchten und bald konnten wir den „Überschuss“ an Menschen abgeben, die dringend darauf angewiesen waren, weil sie in Lima keine Verwandten hatten. Daraus entstand eine Bewegung für freiwilliges Blutspenden, „Todas las Sangres“, genannt nach dem gleichnamigen Roman des peruanischen Schriftstellers José Maria Arguedas. („todas“= „alle“, „sangre“= „Blut“. Etwa: „Alle Arten von Blut“).

Ohne Aufträge, inzwischen mit Schulden, denen ein damals schwer verkäufliches Haus gegenüberstand, und mit einem kranken Kind ist man besonders sensibel, wenn die peruanische Bürokratie zuschlägt: Florian musste sich bei der peruanischen Armee melden, um den Militärausweis zu bekommen, den jeder Peruaner braucht, egal ob er Wehrdienst leistet oder nicht. Er konnte sich wegen seiner Krankheit natürlich nicht persönlich bei der Luftwaffe vorstellen, so wie es das Gesetz vorsieht. Wir verpassten den Termin, weil er im Krankenhaus lag, was zur Folge hatte, dass er der Fahnenflucht angeklagt wurde und sich dann trotz ärztlicher Atteste persönlich zur Meldestelle begeben musste. Die Bürokratie, Verwaltungswillkür, ebenso die Unfähigkeit zur Koordinierung im Krebskrankenhaus sind kaum zu beschreiben. Irgendwann war unsere Kraft erschöpft. Einer von uns beiden sagte: „Warum gehen wir nicht zurück nach Deutschland?“ Der andere nickte. Die Kinder waren lange todunglücklich über diese Entscheidung.

 

   Florian (geb.1979) machte das Fach-Abitur und ist Mediengestalter. Im Januar 2007 wurde er in Berlin Vater eines gesunden Jungen. Ende 2006 reiste er für ein paar Wochen nach Peru. Bisher hatte er seine leibliche Mutter nicht  kennenlernen wollen, obwohl wir ihm immer angeboten haben, sie zu suchen, falls er das möchte. Bei seinem Peru-Besuch suchte und fand er sie. Sie lebt in extrem armen Verhältnissen und hatte außer ihm noch drei Söhne von verschiedenen Vätern. Alle drei Söhne sind gestorben, - der jüngste starb im Alter von zwanzig Jahren, wenige Monaten vor Florians Besuch, an einem Hirnschlag.

  Im Juni 2007 zog Forian mit seiner Familie von Berlin nach Mainz.

 

   Maiko, (geb.1983), hat bei uns in Mainz eine Ausbildung als Kaufmann für Marketing-Kommunikation gemacht, arbeitet nun mit uns und will zusammen mit seinem Bruder den Familienbetrieb weiterführen.

 

               Wir planen neue Projekte, filmen und malen. Im Jahr 2001 drehten wir für ZDF/ARTE einen Dokumentarfilm in Peru. Dieses faszinierende Land lässt uns nicht los und die Sehnsucht nach unseren vielen Freunden dort bleibt.

Es gibt in Berlin - und auch in Mainz - einen regen Austausch zwischen Lateinamerika und Deutschland. In Berlin waren wir sofort in der großen Gruppe der Lateinamerikaner zu Hause und in Mainz geht der Austausch mit den Latinos weiter. Viele Freunde aus Lateinamerika haben uns schon hier besucht und wir werden immer wieder nach Peru eingeladen. Wir hören viel von dort und sind informiert über die späte Liebe - á la Gabriel Garcia Marquez - unserer Freundin Marita, den Doppelselbstmord eines einst mit uns befreundeten Ehepaares, die wachsende Armut und Gewaltkriminalität, die häufigen Entführungen,  die beruflichen Erfolge der Kinder - oder die Pleiten der Geschäfte.

In Peru waren wir durch unsere Arbeit recht bekannt. Als wir nach Deutschland zurückkamen, mussten wir neu beginnen. Wir hatten unser Land freiwillig für lange Zeit verlassen und in Südamerika ein erlebnisreiches und erfülltes Leben gehabt. Vielleicht haben wir es noch eben rechtzeitig geschafft, wieder in die alte Heimat zurückzukehren, bevor die noch vorhandenen Lebensfunken und die Erinnerung erloschen sind. Wir planen und realisieren wieder Filme und malen - jetzt auch Motive aus Deutschland. „Globale Heimatmalerei“ nennt Christine ihre Bilder aus Peru, aus Deutschland und aus anderen Ländern. Kurt beschäftigt sich nun in der Malerei mit den Kelten.

Maike Höhne, eine Regisseurin aus Hamburg, die die Aufgabe hatte, die Filme der Pioniere, die an der dortigen HfBK (Hochschule für Bildende Künste) als Erste Filme drehten, auf einer CD zusammenzustellen, fand alte Filme von Kurt wieder. Er hatte 1966 in Hamburg die Filmemacher-Kooperative mitgegründet und seine Filme aus der Zeit der sechziger Jahre, von denen viele Preise bekamen (unter anderem einen Hauptpreis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen für einen Film über die Studentenbewegung), tauchten wieder auf. Einige unserer Filme, die in der HfBK Hamburg gezeigt wurden, hatten wir schon seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.

Die Deutsche Kinemathek Berlin hat nun Kopien der wichtigsten Filme von uns. Die Arbeiten befinden sich unter anderem im Ibero-Amerikanischen Institut Berlin, bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen sowie bei kirchlichen und entwicklungspolitischen Institutionen.      

Wir haben nach unserer Rückkehr einige Kunst-Ausstellungen in Deutschland gemacht (Berlin, Hamburg, Heidelberg, Mainz) und unsere Filme gezeigt, unter anderem im Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin, im Eine-Welt-Haus in München, im Amerikanischen Kulturinstitut Heidelberg, an der HfBK in Hamburg, in der lateinamerikanischen Gemeinde in Mainz und im Cine Mayence. Gemeinsam mit anderen Künstlern organisierten wir die Ausstellung „Künstler für den Frieden“ im historischen Eisenturm der Stadt Mainz. Kurt war ein Semester Gastdozent an der TU in Berlin und hielt Vorträge an zwei weiteren Hochschulen, unter anderem über Farbenlehre. Mit der psychologischen Wirkung der Farben hatten wir uns schon in Peru lange beschäftigt und Seminare zu diesem Thema durchgeführt. Wir stellten Fläschchen mit zweifarbigen Flüssigkeiten her und machen sie auch heute noch unter dem Namen Tikay. Wir betrachten sie als eine Einführung in die Farbenlehre.

Dann gibt es noch die Schwimmkissen, die wir, zumindest in diesem Vorwort, nicht unerwähnt lassen wollen. Im Jahr 1936 erfand Christines Mutter eine Schwimmhilfe aus Stoff, ganz ohne Stöpsel und Ventile. Die Idee war ihr gekommen, als sie große Betttücher wusch und die Luft darin Stoffblasen bildete. Sie war Schwimmlehrerin und benutzte die Erfindung für ihre Schüler. Die Mutter starb 1989 in Peru. Christines Schwester hat diese Schwimmkissen nach dem Tod der Mutter weiter in Deutschland nähen lassen. Dann stellten wir sie in Peru her. Wieder in Deutschland, begannen wir, gemeinsam zu produzieren, obwohl wir Berufe haben, die mit dem Schwimmen nicht viel zu tun haben. Inzwischen haben wir in unserem Familienbetrieb noch weitere Marken-Schwimmartikel (www.schlori.de) entwickelt, lassen sie herstellen und vertreiben sie.

 

  Wir gehören nun zu den Alten (Kurt, geboren 1938; Christine, 1950) und mussten dennoch neu beginnen - einfach das Alter ignorieren. Wir leben nun schon wieder seit 1999 hier und haben viel Gelegenheit, die beiden Welten zu vergleichen. Wir haben uns in keinem Winkel Perus und in keinem Land Lateinamerikas fremd gefühlt und auch hier in Deutschland fühlen wir uns zu Hause. Über alle kulturellen und politischen Grenzen hinweg gibt es Menschen, die dieselben Ziele haben wie wir.

Sechsundzwanzig Jahre lang wurden wir in Peru gefragt: „Warum seid ihr eigentlich hergekommen?“ Hier fragt man uns: „Warum seid ihr eigentlich zurückgekommen?“ Jede Antwort fällt bruchstückhaft aus.

 

 Christine und Kurt Rosenthal 

                                                                                    Mainz, im Juni 2007

 

Falls wir Ihr Interesse geweckt haben, können Sie die ersten 50 Seiten des Buches hier  lesen:

26 Jahre unterwegs in Peru - Geschichte einer Auswanderung

PDF-Datei 290 KB

 

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