Inhaltsverzeichnis
- Der Entschluß 1972
- Der Staatsstreich 11. September 1973
- Die große Reise im Kleinwagen durch die Wüste und die Anden. 1973
- Der Aufstand 1975
- Die Hungrigen Hunde eine Romanverfilmung. 1975
-
Felix und andere Haustiere
ab 1974
- Huancayo, Grabräuber und die Tumi-Bande
1974,
1977
-
Maria Reiche und das Geheimnis der Wüste
die
Nazca-Linien, ab 1975
- Kein Herz für Tiere
1975
-
Froilan Monzon ein Curandero aus dem Norden heilt Kurts Knie. 1976
- Chaparro zahlt immer
Episoden-Spielfilm für die peruanischen Kinos. 1977
- Viel Kaffee für eine Machete
1977
- Antennen für neue Arzneien
1977
- Ein Film über die Fußball - Weltmeisterschaft in Argentinien während der
Militärdiktatur
1978
- Hitler 1978
- Die Brücke aus Gras
1979
- Florians Adoption
1979
- Die Rache des Indio
1979
- Goldfieber am Muttergottesfluss 1981
- El Senor de los Milagros der Herr der Wunder 1981
- Nachruf auf Koos Koster
ermordet
mit seinem Filmteam in El Salvador im März 1982
- Coca ist nicht Kokain 1982
- Agustin Rivas, Visionär, Künstler und Schamane
ab 1983
- Wenn die Madres kommen
1987
-
Atemnot - eine gefährliche Pressekonferenz
1988
- Der Schriftsteller als Messias ein Film über den Schriftsteller Mario Vargas Llosa
alsPräsidentschaftskandidat
in Peru. 1989
- Ausflug mit Plünderung
1990
- Traditionelle Medizin der Indianer in Mexiko, Peru, Bolivien, Chile
Eine
Film-Serie für die Deutsche Welle 1990-1993
- Traditionelle Medizin in Lateinamerika
die Mapuche / Chile.
- Traditionelle Medizin in Lateinamerika
Las
Huaringas, die heiligen Seen in denAnden Perus.-
- Traditionelle Medizin in Lateinamerika
die Guarani im Tiefland Boliviens.
- Fujimori versus Neonazis
1992
- Ein Film über Naturschutzgebiete in Peru
1993
- Taquile, Insel im Titicacasee
ein Film über fairen Handel mit Kunsthandwerk 1996
- Die Besetzung der Japanischen Botschaft in Lima durch den MRTA
(Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru) 1996
- Ostern 1988, 1992
- Leukämie 1.
Die
Diagnose 1997
- Leukämie 2.
Leben im Krebskrankenhaus 1997, 1998
- Leukämie 3.
Blutnotstand 1997
-
Leukämie 4.
Wie es
weiter ging 1997,1998
- Die Rückkehr
ab 1998
- Florian findet seine Mutter in Peru
Dezember 2006, Juni 2007
Vorwort
1973
gingen wir nach Südamerika, „weil Hamburg nicht alles
gewesen sein konnte“. Reich zu werden, war nicht unser
Ziel. In Hamburg hatten wir eine kleine Filmfirma und
die staatliche Filmförderung und die Festivals waren
unseren Filmen wohlgesonnen. Wir waren jung und
kinderlos und es ging uns nicht schlecht.
Ein
dreimonatiger Winteraufenthalt in Spanien ließ das
Fernweh so stark werden, dass wir uns entschlossen,
Deutschland zu verlassen. „Südamerika“ hieß der Magnet,
der uns anzog. Wir gingen zunächst nach Chile, dann nach
Peru. Das, was viele sich immer wieder heimlich
wünschen, haben wir, ganz ohne Netz, einfach gemacht.
1999 kehrten wir - mit zwei großen Söhnen, fünfzehn und
neunzehn Jahre alt - nach Deutschland zurück. Wir zogen
erst nach Berlin, „denn die Stadt ist im Aufbruch“, ein
Jahr später nach Mainz.
Durch
unsere Arbeit als Filmemacher lernten wir in den
sechsundzwanzig Jahren viele Länder des Kontinents
kennen. Ganz Lateinamerika, seine Menschen und
Landschaften, aber besonders das surrealistische Peru,
faszinierte uns von Anfang an. Peru ist ein
Schmelztiegel aller Rassen. Hier haben sich nach der
spanischen Eroberung in vielen Regionen über die
Jahrhunderte die Traditionen der Vorfahren erhalten und
integrierten neue Einflüsse. Unser Interesse galt in
unseren Filmen und Bildern vor allem der einheimischen
Bevölkerung, ihrer Lebensumstände, ihrer Geschichte und
ihrer Kultur. Wir filmten Präsidenten, Schamanen und
Schuhputzer und schlossen Freundschaften über alle
sozialen Schranken hinweg. Indianische Bauern,
Goldwäscher, reiche und arme Geschäftsleute, Politiker,
Kunsthandwerker, Diplomaten, Studenten, Nonnen, aber vor
allem Filmemacher, Maler, Schriftsteller und Musiker
zählten zu unseren Freunden. Wir lernten Menschen
kennen, die ihr Leben für andere gaben, und solche, die
es anderen nahmen.
Wir
erlebten - und machten Filme über - Staatsstreiche und
Militärregierungen, Erdbeben und Cholera, die
katastrophalen Auswirkungen des Niño-Stroms,
Hyperinflation und Dauerwirtschaftskrise, den Grenzkrieg
mit Ecuador, Terrorismus, Bürgerkrieg und die Besetzung
der Japanischen Botschaft in Lima durch die Terroristen
des MRTA.
Viele
unserer Freunde leben nicht mehr. Einige kamen gewaltsam
um, wie unser holländischer Kollege Koos Koster und sein
ganzes Filmteam, das 1982 in El Salvador von den
Militärs ermordet wurde.
Unser
Leben wurde immer vom Filmemachen bestimmt und deshalb
sind unsere Filme ein guter Leitfaden, wenn wir
rückblickend versuchen, unser Leben ein wenig zu ordnen,
um es anderen zu erzählen. Viele der über einhundert
Filme sind Dokumentarfilme für das deutsche Fernsehen,
aber Spielfilm, Kinderfilm, Trickfilm,
Nachrichtenbeiträge und Filme für
Entwicklungshilfe-Institutionen sind auch dabei. Im
Laufe der Zeit erhielten wir zwanzig internationale
Preise, Prämien und sonstige Anerkennungen für unsere
Arbeiten.
Nacheinander haben wir insgesamt neun Jahre an der
Fakultät für Kommunikationswissenschaften der
Universidad de Lima ein deutsch-peruanisches
Regierungs-Projekt geleitet und zugleich in der dortigen
Filmklasse unterrichtet.
Wir
sind auch Maler und haben etwa dreißigmal ausgestellt.
Wir haben beide an Kunsthochschulen Graphik-Design,
Malerei und Film studiert. Unsere Filme machen wir immer
gemeinsam, aber unsere Malerei ist sehr verschieden. Die
Themen oder Eindrücke der Filme kann man in der Malerei
oft wiederfinden. Nach unserem Film „Die Brücke aus
Gras“ schrieben und zeichneten wir ein Kinderbuch mit
gleichnamigem Titel, das in sechs Sprachen herauskam und
auch heute noch in Peru und in Deutschland, zusammen mit
dem Film, als Unterrichtsmaterial an Schulen eingesetzt
wird.
Seit
1990 wurden die Filmaufträge aus Deutschland spärlicher.
Wir produzierten mehrere Jahre Postkarten mit unseren
Motiven, bedruckten T-Shirts, eröffneten einen kleinen
Laden...das alles meist mit Verlust. Wir waren keine
guten Geschäftsleute und außerdem geriet Peru immer
tiefer in die Krise. Die Zeit der Terrorgruppe des
Leuchtenden Pfad erlebten wir von Anfang bis Ende mit.
Unser Leben - und das aller Menschen in Peru - war stark
eingeschränkt und gefährdet. Wir waren zur Zeit des
Staatsstreichs in Chile und erlebten einen weiteren in
Peru. Fünf verschiedene Präsidenten sahen wir mit Glanz
und Gloria kommen und mit Schimpf und Schande gehen. Wir
hatten mehrfach Gelegenheit, die beiden letzten
Staatschefs für unsere Filme zu interviewen.
Als 1997
unser damals siebzehnjähriger peruanischer Adoptivsohn
Florian an Leukämie erkrankte, drehte sich für uns die
Welt noch etwas schneller als sonst. Nach einigen
traumatischen Monaten wurde Florian aus dem
Krebshospital entlassen und ambulant weiterbehandelt.
Die Solidarität vieler Peruaner, unserer Freunde und
Kollegen war beispielhaft. Sie kannten und schätzten
unsere Arbeit in Malerei und Film und so setzten sie
große Hilfsaktionen in Bewegung. Wir bekamen mehr
Blutspender als wir brauchten und bald konnten wir den
„Überschuss“ an Menschen abgeben, die dringend darauf
angewiesen waren, weil sie in Lima keine Verwandten
hatten. Daraus entstand eine Bewegung für freiwilliges
Blutspenden, „Todas las Sangres“, genannt nach dem
gleichnamigen Roman des peruanischen Schriftstellers
José Maria Arguedas. („todas“= „alle“, „sangre“= „Blut“.
Etwa: „Alle Arten von Blut“).
Ohne
Aufträge, inzwischen mit Schulden, denen ein damals
schwer verkäufliches Haus gegenüberstand, und mit einem
kranken Kind ist man besonders sensibel, wenn die
peruanische Bürokratie zuschlägt: Florian musste sich
bei der peruanischen Armee melden, um den Militärausweis
zu bekommen, den jeder Peruaner braucht, egal ob er
Wehrdienst leistet oder nicht. Er konnte sich wegen
seiner Krankheit natürlich nicht persönlich bei der
Luftwaffe vorstellen, so wie es das Gesetz vorsieht. Wir
verpassten den Termin, weil er im Krankenhaus lag, was
zur Folge hatte, dass er der Fahnenflucht angeklagt
wurde und sich dann trotz ärztlicher Atteste persönlich
zur Meldestelle begeben musste. Die Bürokratie,
Verwaltungswillkür, ebenso die Unfähigkeit zur
Koordinierung im Krebskrankenhaus sind kaum zu
beschreiben. Irgendwann war unsere Kraft erschöpft.
Einer von uns beiden sagte: „Warum gehen wir nicht
zurück nach Deutschland?“ Der andere nickte. Die Kinder
waren lange todunglücklich über diese Entscheidung.
Florian (geb.1979) machte das Fach-Abitur und ist
Mediengestalter. Im Januar 2007 wurde er in Berlin Vater
eines gesunden Jungen. Ende 2006 reiste er für ein paar
Wochen nach Peru. Bisher hatte er seine leibliche Mutter
nicht kennenlernen wollen, obwohl wir ihm immer
angeboten haben, sie zu suchen, falls er das möchte. Bei
seinem Peru-Besuch suchte und fand er sie. Sie lebt in
extrem armen Verhältnissen und hatte außer ihm noch drei
Söhne von verschiedenen Vätern. Alle drei Söhne sind
gestorben, - der jüngste starb im Alter von zwanzig
Jahren, wenige Monaten vor Florians Besuch, an einem
Hirnschlag.
Im
Juni 2007 zog Forian mit seiner Familie von Berlin nach
Mainz.
Maiko, (geb.1983), hat bei uns in Mainz eine Ausbildung
als Kaufmann für Marketing-Kommunikation gemacht,
arbeitet nun mit uns und will zusammen mit seinem Bruder
den Familienbetrieb weiterführen.
Wir planen neue
Projekte, filmen und malen. Im Jahr 2001 drehten wir für
ZDF/ARTE einen Dokumentarfilm in Peru. Dieses
faszinierende Land lässt uns nicht los und die Sehnsucht
nach unseren vielen Freunden dort bleibt.
Es
gibt in Berlin - und auch in Mainz - einen regen
Austausch zwischen Lateinamerika und Deutschland. In
Berlin waren wir sofort in der großen Gruppe der
Lateinamerikaner zu Hause und in Mainz geht der
Austausch mit den Latinos weiter. Viele Freunde aus
Lateinamerika haben uns schon hier besucht und wir
werden immer wieder nach Peru eingeladen. Wir hören viel
von dort und sind informiert über die späte Liebe - á la
Gabriel Garcia Marquez - unserer Freundin Marita, den
Doppelselbstmord eines einst mit uns befreundeten
Ehepaares, die wachsende Armut und Gewaltkriminalität,
die häufigen Entführungen, die beruflichen Erfolge der
Kinder - oder die Pleiten der Geschäfte.
In
Peru waren wir durch unsere Arbeit recht bekannt. Als
wir nach Deutschland zurückkamen, mussten wir neu
beginnen. Wir hatten unser Land freiwillig für lange
Zeit verlassen und in Südamerika ein erlebnisreiches und
erfülltes Leben gehabt. Vielleicht haben wir es noch
eben rechtzeitig geschafft, wieder in die alte Heimat
zurückzukehren, bevor die noch vorhandenen Lebensfunken
und die Erinnerung erloschen sind. Wir planen und
realisieren wieder Filme und malen - jetzt auch Motive
aus Deutschland. „Globale Heimatmalerei“ nennt Christine
ihre Bilder aus Peru, aus Deutschland und aus anderen
Ländern. Kurt beschäftigt sich nun in der Malerei mit
den Kelten.
Maike
Höhne, eine Regisseurin aus Hamburg, die die Aufgabe
hatte, die Filme der Pioniere, die an der dortigen HfBK
(Hochschule für Bildende Künste) als Erste Filme
drehten, auf einer CD zusammenzustellen, fand alte Filme
von Kurt wieder. Er hatte 1966 in Hamburg die
Filmemacher-Kooperative mitgegründet und seine Filme aus
der Zeit der sechziger Jahre, von denen viele Preise
bekamen (unter anderem einen Hauptpreis der
Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen für einen Film
über die Studentenbewegung), tauchten wieder auf. Einige
unserer Filme, die in der HfBK Hamburg gezeigt wurden,
hatten wir schon seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.
Die
Deutsche Kinemathek Berlin hat nun Kopien der
wichtigsten Filme von uns. Die Arbeiten befinden sich
unter anderem im Ibero-Amerikanischen Institut Berlin,
bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen sowie
bei kirchlichen und entwicklungspolitischen
Institutionen.
Wir
haben nach unserer Rückkehr einige Kunst-Ausstellungen
in Deutschland gemacht (Berlin, Hamburg, Heidelberg,
Mainz) und unsere Filme gezeigt, unter anderem im
Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin, im
Eine-Welt-Haus in München, im Amerikanischen
Kulturinstitut Heidelberg, an der HfBK in Hamburg, in
der lateinamerikanischen Gemeinde in Mainz und im Cine
Mayence. Gemeinsam mit anderen Künstlern organisierten
wir die Ausstellung „Künstler für den Frieden“ im
historischen Eisenturm der Stadt Mainz. Kurt war ein
Semester Gastdozent an der TU in Berlin und hielt
Vorträge an zwei weiteren Hochschulen, unter anderem
über Farbenlehre. Mit der psychologischen Wirkung der
Farben hatten wir uns schon in Peru lange beschäftigt
und Seminare zu diesem Thema durchgeführt. Wir stellten
Fläschchen mit zweifarbigen Flüssigkeiten her und machen
sie auch heute noch unter dem Namen Tikay. Wir
betrachten sie als eine Einführung in die Farbenlehre.
Dann
gibt es noch die Schwimmkissen, die wir, zumindest in
diesem Vorwort, nicht unerwähnt lassen wollen. Im Jahr
1936 erfand Christines Mutter eine Schwimmhilfe aus
Stoff, ganz ohne Stöpsel und Ventile. Die Idee war ihr
gekommen, als sie große Betttücher wusch und die Luft
darin Stoffblasen bildete. Sie war Schwimmlehrerin und
benutzte die Erfindung für ihre Schüler. Die Mutter
starb 1989 in Peru. Christines Schwester hat diese
Schwimmkissen nach dem Tod der Mutter weiter in
Deutschland nähen lassen. Dann stellten wir sie in Peru
her. Wieder in Deutschland, begannen wir, gemeinsam zu
produzieren, obwohl wir Berufe haben, die mit dem
Schwimmen nicht viel zu tun haben. Inzwischen haben wir
in unserem Familienbetrieb noch weitere
Marken-Schwimmartikel (www.schlori.de) entwickelt,
lassen sie herstellen und vertreiben sie.
Wir
gehören nun zu den Alten (Kurt, geboren 1938; Christine,
1950) und mussten dennoch neu beginnen - einfach das
Alter ignorieren. Wir leben nun schon wieder seit 1999
hier und haben viel Gelegenheit, die beiden Welten zu
vergleichen. Wir haben uns in keinem Winkel Perus und in
keinem Land Lateinamerikas fremd gefühlt und auch hier
in Deutschland fühlen wir uns zu Hause. Über alle
kulturellen und politischen Grenzen hinweg gibt es
Menschen, die dieselben Ziele haben wie wir.
Sechsundzwanzig Jahre lang wurden wir in Peru gefragt:
„Warum seid ihr eigentlich hergekommen?“ Hier fragt man
uns: „Warum seid ihr eigentlich zurückgekommen?“ Jede
Antwort fällt bruchstückhaft aus.
Christine und Kurt Rosenthal
Mainz, im Juni 2007
Falls wir Ihr
Interesse geweckt haben, können Sie die ersten 50 Seiten
des Buches hier lesen:
26 Jahre unterwegs in Peru - Geschichte einer
Auswanderung
PDF-Datei
290 KB
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